aktion tier Igelzentrum Niedersachsen
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Igelschutz

Wie man den Igel in allen Jahreszeiten sinnvoll unterstützen kann

Ob gesund oder krank, jeder kann einen kleinen Beitrag dazu leisten, den Igel zu schützen. Wir geben Tipps, in welcher Jahreszeit man Igel wie am besten helfen kann.

Im Frühjahr

Winterschlafzeit ist in Niedersachsen normalerweise bis Ende April. Nach sechs Monaten Winterschlaf nehmen wach gewordene Igel kurzfristig bereit gestellte Futterstellen mit Katzendosenfutter und Igeltrockenfutter sowie Wasserstellen gern an, um wieder zu Kräften zu kommen. In menschlicher Obhut überwinterte Igel sind noch einmal warm zu stellen und wieder auf ihr Einschlafgewicht anzufüttern, bevor sie ausgesetzt werden. Ausgesetzt wird erst dann, wenn Bäume und Sträucher Blätter haben (meist Anfang bis spätestens Mitte Mai).

Im Sommer

Regelmäßig bestückte Wasserstellen lindern Igeldurst. Bei sehr großer Trockenheit kann man auch noch einmal eine Futterstelle einrichten, weil es dann kaum Beutetiere für die Igel gibt. Besonders im Sommer erleiden Igel Verletzungen durch Arbeiten im Garten mit schwerem Gerät oder durch andere Umstände (Rasentrimmer mit Nylonfaden, Mausefallen, Hundebisse u. ä.). Es versteht sich von selbst, dass hier Hilfe durch den Menschen nötig ist. Bringen Sie das verletzte Tier umgehend zum Tierarzt, in die Notfallambulanz der Tierärztlichen Hochschule oder, wenn keine akute Lebensgefahr besteht, nach telefonischer Vereinbarung ins Igelhaus oder in eine Igelstation in Ihrer Nähe. Wenn Sie sich der Sache nicht selbst gewachsen fühlen, informieren Sie die Feuerwehr (Tierrettung).

Igelnachwuchs kommt in Niedersachsen in den Monaten August bis September. Igelbabys bleiben im Nest, bis die Igelmutter von der Futtersuche heimkehrt. Ist dem Muttertier etwas zugestoßen, verlassen die stärksten Jungen erst nach tagelangem Warten das Nest und irren draußen umher. Sehr junge Igelbabys mit geschlossenen Augen und Ohren sind außerhalb des Nestes nur zu finden, wenn durch äußere Einwirkung der Wurf gestört wurde (Hund, Katze, Menschen, Maschinen). Hier zählt jede Stunde: Legen Sie die Igelsäuglinge in einem vorgewärmten Handtuch auf eine Wärmflasche mit warmem, nicht heißem Wasser (wenn keine Wärmflasche zur Hand ist, nehmen Sie eine Mineralwasserflasche oder einen zugeknoteten Gummihandschuh) Dann gilt auch hier: Tierärztliche Hochschule, Tierrettungsdienst der Feuerwehr, Igelhaus/-station kontaktieren. Versuchen Sie bitte nicht, die Igelbabys selbst zu füttern: Allzu leicht geraten Tee oder Aufzuchtmilch in die Lunge, was den Erstickungstod zur Folge hat, und außerdem gelingt die Aufzucht nur mit Spezialpräparaten.

Im Herbst

Die Igelbabys sind jetzt „jugendlich“ und sollten bis Anfang November ein Gewicht von ca. 500 g auf die Waage bringen. Igelmütter sind von der Jungenaufzucht sehr ausgezehrt. Das Igelleben ist heutzutage nicht einfach: Die Lebensräume bieten nicht mehr die Vielfalt an Nahrung (Insekten, Regenwürmer, Schnecken, Asseln, Käfer), die von Natur aus eigentlich notwendig ist, damit die Igel sich ausreichend Winterspeck anfressen können. Deshalb werden ab Mitte September eingerichtete Vollwertfutterstellen im Garten gern angenommen (Katzendosenfutter + Igeltrockenfutter) und helfen, Leichtgewichten „unter die Arme“ zu greifen. Für Igelmännchen beginnt der Winterschlaf bereits Ende Oktober, anschließend bereiten sich Igelweibchen auf den Winterschlaf vor, Jungtiere sind oft noch bis in den Dezember hinein aktiv anzutreffen.

Bei Temperaturen unter 10° C haben aushäusige Futterstellen kaum noch Sinn – die Igel fressen zwar, nehmen aber nicht mehr zu.

Jungigel deutlich unter 500 g Gewicht (graue, kürzere Stacheln, runde Stirn) und Altigel deutlich unter 800 g Gewicht (bräunliche, bis 1,7 cm lange Stacheln, große, schwielige Füße, oft weißlich schrundige Haut am Stirnstachelansatz) haben geringe Chancen, sechs Monate Winterschlaf schadlos zu überstehen.

Diese Tiere sollen in menschliche Obhut genommen werden. Doch es reicht es nicht, dem stacheligen Untermieter nur Kost und Logis anzubieten. Nachdem sich der Gast einige Tage in der häuslichen Wärme (mindestens 20°) bei Vollwertfutter erholt hat, bitte auch an die Entwurmung denken. (Vorsicht: In den tierärztlichen Hochschulen wird das Wissen um den Igel nicht vermittelt – erfragen Sie in der nächsten Igelstation, wo es eine igelkundige Tierarztpraxis gibt). Nicht oder schlecht fressende Igel umgehend in Expertenhände bringen (Igelstation oder Igelhaus).

Im Winter

Igel halten konsequent einen tiefen Winterschlaf, in dem alle Körperfunktionen auf ein Minimum herabgesetzt sind. Herumirrende Igel bei Schnee und Dauerfrost sind immer Notfälle! (Bei Bauaktivitäten oder Grünpflegearbeiten werden manchmal Igel-Winterschlafnester zerstört, herumlaufende Igel sind die Folge). Jungigel, die mit zu geringem Gewicht in den Winterschlaf haben gehen müssen, wachen vorzeitig auf, um vielleicht doch noch etwas zu fressen zu finden, denn die einzige Alternative wäre, dass sie nicht mehr aufwachen... Igel mit deutlich abgesetztem Kopf („Hungerfalte“), eingefallenen Flanken und sichtbaren Beinen sind ausgehungerte Tiere, die vergeblich auf Futtersuche sind – hier ist dringend Hilfe angezeigt, d. h., diese Tiere müssen aufgenommen werden, um sie vor dem sicheren Hunger- und Kältetod zu bewahren.