Wie pflege ich einen Igel richtig?
Der Igel gehört zu den am häufigsten in Privathand gepflegten Wildtieren, denn seine Pflege wird als besonders einfach und „gelingt sicher“ angesehen. Doch ist das wirklich so? Was bei der Igelpflege wichtig ist und beachtet werden muss, soll dieser Beitrag etwas näher erklären.

Das Wichtigste vorab: Nur Igel, die menschliche Hilfe benötigen, also hilfsbedürftig sind, dürfen in Obhut genommen und gepflegt werden. Dies steht sogar im Bundesnaturschutzgesetz §44 und §45, denn der bei uns heimische Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) gehört zu den besonders geschützten Arten. Dort ist ebenfalls vorgeschrieben, dass eine Pflege nur mit dem Ziel der Wiederauswilderung stattfinden darf.
Der Igelpflegling muss also so bald wie möglich, wenn er wieder gesund ist und sich in der Natur zurecht finden kann, in die Natur entlassen werden. Sollte ein Igel keine Hilfe brauchen, muss er natürlich sofort wieder zum Fundort zurückgebracht werden. Kranke und verletzte Igel benötigen hingegen umgehend tiermedizinische Betreuung und müssen so schnell wie möglich bei einer fachkundigen Anlaufstelle (igelkundige Tierarztpraxis, spezielle Igelstation oder Wildtierauffangstation mit Igelerfahrung) gebracht werden. Auch „nur“ schwache und magere Tiere sollten mindestens einmal zum Durchchecken bei einer oben genannten Station vorgestellt werden.
Igel sind nicht wie Hunde und Katzen. Man benötigt Fachwissen, um ihren Zustand zu erkennen und die richtige Behandlung durchzuführen. Setzen Sie sich also immer mit Experten in Verbindung, um auch bei später aufkommenden Problemen direkt eine Anlaufstelle zu haben.
Wie soll der Igel wohnen?
Bei der Unterbringung eines Igels ist es wichtig zu beachten, dass Igel dämmerungs- und nachtaktiv sind. Sie sollten also an einen ruhigen Ort und nicht im Wohnzimmer, Küche oder Schlafzimmer untergebracht werden. Außerdem ist ein natürlicher Tageslichteinfall notwendig, damit der Igel auch weiß, wann die Dämmerung bzw. Nacht beginnt und wann er schlafen sollte. Als kurzzeitige Unterbringung eignet sich eine Pappkiste. Als längere Behausung sind Plastikboxen besser geeignet, da diese nicht durchweichen und gut gereinigt werden können. Geeignete Plastikaufbewahrungsboxen findet man in Baumärkten oder Möbelhäusern. Die Grundfläche der Box sollte ca. 60 x 80 cm betragen und muss unbedingt mind. 45-50 cm hoch sein, damit der Igel nicht rausklettern kann. Als Bodengrund eignet sich saugfähiges Zeitungspapier, in Streifen gerissen oder zusammen geknüllt kann das Zeitungspapier auch als Nestmaterial angeboten werden. Ein kleiner Karton kann umgedreht und mit Eingangsloch als Schlafhaus angeboten werden. Wer lieber auf Naturmaterialen zurückgreifen möchte, kann getrocknetes Laub mit Stroh vermischen und damit das Nest ausstopfen. Keinesfalls sollte nasses Laub oder Heu verwendet werden, da dieses schnell schimmelt.
Die richtige Fütterung eines Igels
Bei der Fütterung ist zu beachten, dass der Igel ein Insektenfresser ist. Seine Hauptnahrung besteht aus Laufkäfern, Würmern, Schnecken und ggf. auch Asseln oder Aas. Da die natürliche Nahrung des Igels meist nicht geboten werden kann, wird in der Igelpflege fast ausschließlich Katzennassfutter mit Igeltrockenfutter vermischt gefüttert. Als Abwechslung oder bei ausbleibender Futteraufnahme können zum Beispiel auch Rührei oder Mehlwürmer angeboten werden.
Obst, Gemüse oder Milch dürfen nicht gefüttert werden, da der Verdauungstrakt der Igel für diese Futtermittel nicht ausgelegt ist und Durchfall die Folge sein kann. Wichtig ist es außerdem standfeste Näpfe zu verwenden, da Igel die Näpfe sonst gerne umschmeißen.
Die tägliche Pflege besteht aus der Reinigung der Unterbringung, einem Check-up des Igels mit Gewichtskontrolle und einer Erneuerung von Futter und Wasser. Das Gewicht sowie Auffälligkeiten in der Futteraufnahme oder im Kotabsatz sollten auf einem Pflegeprotokoll dokumentiert werden. Bitte nur milde Reinigungsmittel verwenden und immer gut nachspülen, da die Igelhaut sonst schnell angegriffen wird.
Notwendige medizinische Hilfe
Igel benötigen meist eine medizinische Behandlung gegen Ektoparasiten. Nach Absprache mit einer fachkundigen Igelstation oder Tierarztpraxis können auch freiverkäufliche Mittel verwendet werden. Auch eine Entwurmung kann notwendig sein. Wenn es dem Igel gut geht, er frisst und zunimmt, ist diese aber nicht zwingend durchzuführen. Es ist allerdings anzuraten jeden von Privatpersonen gefundenen Igel direkt bei einer fachkundigen Stelle vorzustellen, um sicher zu gehen, dass es dem Tier soweit gut geht, es keine medizinische Hilfe braucht sowie um eine Behandlung gegen Ektoparasiten (insbesondere Flöhe) vorzunehmen.
Im Winter ist Schlafenszeit
Im Spätherbst treten Igel normalerweise den Winterschlaf an. Sollte ein Igel nicht mehr vor Wintereinbruch ausgewildert werden können, muss dieser auch in menschlicher Obhut die Möglichkeit zum Winterschlaf bekommen. Dafür muss der Igel mit einer gut ausgepolsterten Winterschlafbox an einen kalten Ort untergebracht werden, sobald er ein ausreichendes Gewicht erreicht hat. Bei Jungigeln liegt dieses zwischen 500-600 g. Alt-Igel müssen deutlich mehr wiegen, hier sollte immer die Körperform beurteilt werden. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit dem Thema Winterschlaf zu befassen. Der Igel darf nicht unnötig lange wach gehalten werden. Besonders Jung-Igel fressen dann immer weiter und nehmen auch weiter zu. Ein zu hohes Gewicht ist allerdings schlecht für die Gelenke, und manche Igel können sich nicht mehr richtig einrollen.
Ab in die Freiheit!
Entweder noch vor oder sonst nach der Überwinterung steht die Auswilderung an. Auch wenn es manchmal schwer fällt, ist doch die wieder Freilassung ein großer Erfolg und ein besonders schönes Erlebnis. Wichtig ist hierbei, einen geeigneten Auswilderungsort zu wählen.
Sofern der Fundort eine igelfreundliche Umgebung darstellt, ist dieser immer auch als Auswilderungsort zu wählen. Dies ist besonders wichtig für Alttiere, die so in ihre bekannte Umgebung zurückkommen. Sollte der Fundort nicht geeignet sein bzw. es sich um ein Jungtier handeln, kann auch eine andere geeignete Stelle genutzt werden. Hierbei wäre eine Auswilderung im sogenannten „Soft Release“ immer etwas besser. Der Igel kann sich dann zunächst in einem geschlossenen Gehege das Haus und die Futterstelle einprägen und kehrt nach Öffnen des Geheges eher zurück. Sollte das Aufbauen eines Geheges nicht möglich sein, kann der Igel aber auch mithilfe eines Igelhauses und einer Futterstelle direkt ausgewildert werden.
Eine Zufütterung in der ersten Zeit ist in jedem Fall zu empfehlen. Im besten Fall kann man dann seinen aufgepäppelten Schützling noch einige Zeit beobachten!